kleiner Bodenstampfer
Seit Monaten bin ich dauer-inspiriert. Im geistlichen, wie
auch im weltlichen Sinne. Ich habe ununterbrochen Bock, besser zu werden, mehr
Menschen gut zu beeinflussen, sie zu lieben; mehr Gemütlichkeit in die Wohnung
zu bringen; mehr Zeit in meine Familie zu investieren; mehr Bibel zu lesen;
mehr Fotos und Videos zu machen; bessere Fotos und Videos zu machen; mehr
draußen zu sein; mehr Sport zu machen; mehr Gemeinde zu leben; bessere
Gewohnheiten, … MEHR und BESSER sein.
Schön gesagt in unzähligen Posts in den sozialen Netzwerken
„Be the best version of yourself“ (Die beste Version von dir selbst sein)
Ich WAR inspiriert.
Heute muss ich sagen: Es hat mich müde gemacht. Ich habe
keine Lust mehr darauf. Es war eine schöne Phase und diese Motivation war echt
gut für mich, vielleicht kommt sie irgendwann wieder. Aber jetzt ist erstmal
genug. Ich habe keine Lust mehr auf „die beste“ Version meiner selbst. Ich will
„die wahre“ Version meiner selbst – einfach nur sein.
Es macht mich müde, überall Stellung beziehen zu müssen. Für
alles gerade zu stehen, ein Thema für mein Leben zu suchen, wie ein Filter den
ich auf mein Leben legen möchte, damit alles zueinander passt, damit alles
gleich aussieht, alles nach mir, alles passt. Aber ich bin doch kein
Instagramprofil.
Nur weil ich etwas gerne, oft und gut mache, sehen Menschen
mich in der Verantwortung, das auch so oft, so gut und so gerne wie möglich zu
machen. Und eigentlich sehen mich nicht die Menschen in der Verantwortung,
sondern ich selbst.
Ich bin es leid. Ich bin es so leid, mir diese ganzen
Anforderungen selber zu stellen und mich dann unter Druck gesetzt zu fühlen. Am
schlimmsten ist dabei die Erkenntnis, dass nur ich selbst mich unter Druck
setze. Ich selbst dichte mir die Erwartungen der anderen in mein Leben,
irgendwie um meine Fehler zu entschuldigen, weil: die anderen sind ja so gemein
zu mir!
Ich bin hin und her gerissen zwischen Gott, der mich
bedingungslos liebt und Gott, der möchte dass ich mein Leben zu seiner Ehre
führe. Dabei scheitere ich aber, denn es geht doch immer MEHR und BESSER und
das frustriert mich.
Und darauf habe ich erst einmal kein Bock mehr. Ich möchte
Dinge im Moment gerne machen, ohne zu reflektieren, ob ich so für den Rest meines
Lebens weiter machen könnte, ob es zu mir passt, ob ich damit ein gutes Vorbild
bin, ...
Ich beneide Leute, die sich nicht so viel hinterfragen wie
ich es tu. Manchmal. Und manchmal nervt es mich. Nein, meistens nervt es mich.
Meistens bewundere ich die Menschen die sich mehr hinterfragen als ich es tu.
Das klingt alles sehr frustriert und genervt. Das bin ich
auch. Aber eher auf eine kindliche auf-den-Boden-stampf-Art.
Dies ist also nur mein kleiner Bodenstampfer.