armseliges Mitleid

Heute wurde Paris angegriffen.
Es sind über hundert Menschen gestorben.
Wie sie es im syrischen Gebiet jeden Tag tun. 
Und ich habe Fragen, die auf den ersten Blick gruselig und kalt von mir klingen:

Sind Opfer des IS in Europa wichtiger als in Asien oder Afrika?

Warum sollte ich jetzt plötzlich ein Hashtag setzen oder mein Profilbild ändern?
Ich tu es auch sonst nicht, wenn jeden Tag solche Dinge passieren.

#prayforparis hat momentan bei Instagram  4.263.773 Beiträge,
#prayforsyria hat 64.529 

In Syrien gab es seit Beginn des Krieges ca. 220.00 Tote.

"Jetzt hat es schon Europa erreicht." 
sind so Sätze die man dann hört.

Und was - ist es erst jetzt schlimm?

Oder ist es jetzt schlimmer geworden?

Gibt es insgesamt durchschnittlich jetzt mehr Tote im Krieg vom IS als davor?

Ich weiß dass Worte wie durchschnittlich nicht in so einem Zusammenhang stehen sollten. Aber wir reden von Zahlen die nur schätzbar sind und die wir uns nicht vorstellen können und deshalb bleibt uns kaum was anderes übrig.

Was dahinter steckt ist,
dass wir jetzt Angst haben.

Es kommt näher an uns ran. 
Die ununterbrochenen Nachrichten über diesen Krieg nehmen uns vielleicht begrenzt mit, aber sie sind noch "weit entfernt" 
"irgendwo in der dritten Welt"

Aber jetzt sind WIR betroffen.
Was so viel bedeutet "Jetzt habe ich Angst um mich und meine Angehörigen"
Und das hatten wir davor nicht.

"Ich möchte mich nicht damit beschäftigen." funktioniert nicht mehr.

Wir werden jetzt für ein paar Tage betroffen sein. 
Werden für ein paar Tage unser Profilbild ändern, 
werden ein paar Tage den Hashtag #prayforparis setzen,  alles während wir im Ikea-Restaurant sitzen und unbeschwert lachen, nachdem wir das Handy weg gepackt haben.

Ich werde gleich mit meiner Schwester Waffeln essen gehen und ich werde Spaß dabei haben und ich werde lachen.

Mein Mitleid in dieser Sache ist sehr wohl vorhanden aber er wirkt armselig im Gegensatz zum Ausmaß dessen was wirklich passiert ist. 

Tatsache ist, dass wir erst aufgerüttelt werden, wenn es in unserer Nähe passiert.
Sätze wie "Damals in der Zeit wo es Sklaverei gab" zeigen dies besonders deutlich.

DAMALS? Schau dich doch mal um. Les ein bisschen politisch-orientierte oder sogenannte "unabhängige" Nachrichten und du wirst feststellen, dass der größte Teil der Welt noch voll davon ist.
"Ja, aber im großen und ganzen."
WHAT?

Bedeutet "im großen und ganzen" jetzt "in meiner Nähe"? 

Das Leben geht weiter.
Ja das tut es.
Ich bin heute ergriffen von dem, was passiert ist.
Ich habe ein wenig geheult und habe ein wenig darüber nachgedacht, was dieser Post hier zeigt.

Aber schon morgen wird alles weniger schlimm sein.
Für mich.

Also was kann mein Mitleid ausrichten?
Wieviel habe ich wirklich verstanden?

Wie sehr sollte es mich treffen?

Ich habe keine Angst.

Ich werde die Menschen lieben und in Kauf nehmen, dass sie mich verletzen.

Ich werde immer dafür sein, dass wir die Flüchtlinge aufnehmen weil jeder Mensch es wert ist, geliebt zu werden, selbst wenn er böse sein sollte oder Böses im Sinn hat.
Ich werde niemals (jedenfalls nicht mehr) jemanden an den Kopf werfen dass "er meines Mitleids/ meiner Liebe/ meiner Hilfe" nicht wert ist - EGAL was er getan hat, aus welchen Kreisen er kommt, aus welchem Gebiet er kommt, wie sehr er mich verletzt hat.

Warum?
Weil Jesus das getan hat.
Jesu Liebe ist größer als eine menschliche Liebe je sein wird und wenn Jesus der Meinung ist, dass ALLE Menschen SEINE Liebe verdient haben,
so haben erst recht ALLE Menschen MEINE mikrige Liebe verdient.

Jesus konnte sich ausnutzen, schlagen und töten lassen.
Hatte er Angst - klar.
Eine oberflächliche, wenn auch starke Angst.
Aber tief im Innern hatte er Frieden, weil er wusste, dass es das Wert ist und dass jedes menschliche Leid klein vor Gottes Herrlichkeit wird.

Und das weiß ich auch.
Ich habe oberflächliche Angst.
Aber tief in mir habe ich Frieden und dort ist keine Angst. Die Angst beherrscht mich nicht, die Liebe tut es, weil Jesus in mir regiert.

And if need be, the one that's in the gap
Be the never turning back
Twice the heart any man could have

Ich kann ein Lückenfüller sein und mich ausnutzen lassen.
Weil Jesus das konnte. Und ich habe den selben Gott in mir.

Mein Mitleid ist mikrig,
ich bin erschreckt
und betroffen.

Aber ich habe keine Angst.

Weil es nicht darum geht, sicher zu leben.
In keiner Weise hat Jesus behauptet, dass uns ein sicheres Leben zusteht,
ja dass uns ein sicheres Leben überhaupt wichtig ist hat Jesus stark verurteilt!

Ich habe etwas viel besseres.
Den Frieden der über aller Bösartigkeit steht.

Meinen Frieden und meine Angstlosigkeit wird nicht durch Menschen erschüttert, die ihr normales Wesen ausleben. Und unser normales Wesen ist pure Bösartigkeit.


Heute Nacht habe ich einen kleinen Text geschrieben. Genau um Mitternacht. Genau als es in Paris passierte. Als ich nichts davon wusste und komplett in meinem Glück und meinem Frieden ertrunken bin.
Aber es ist ein tiefer Zustand, der auch jetzt anhält.
Weil Jesus derselbe ist - in guten wie in schlechten Zeiten.




Durch dich, in dir, zu dir.
Nur durch dich erlebe ich das Leben,
verliebe die Liebe,
lebe die Liebe. 


Durch dich verbanne ich Angst, Zweifel und Bösartigkeit in die Leere.
Denn deine Liebe triumphiert am Kreuz in meiner Seele.


Und dort thronst du und regierst.
Baust auf, was nicht vorhanden war,
reist ab, was welk und schädlich ist
und nimmst auch Dinge die mir lieb waren.
Warum ich daran hing, scheint mir jetzt fern.
Denn jetzt bist du an dieser Stelle.
Und du regierst.

In Gnade.


Ich bin auf Gnade gegründet,
mit Hoffnung aufgebaut
und durch Liebe vollendet.


So stehe ich hier,
vor dir,
mit nichts als meinem undichten Herz.


Denn mehr bin ich nicht.
Nicht durch mich.
Was ich bin, bin ich durch dich.
Herrlich, sanftmütig, freundlich und gnädig.


Denn du regierst in mir.
Dass ich bin, verdank ich dir.


Das einzige was ich kann,
mein einziges Leben lang: 


Ich lebe die Liebe.

Durch dich, in dir, zu dir.